Liebe Leserinnen, lieber Leser, liebe Vogelkundlerin, lieber Vogelkundiger! Lange habe ich auf dem Dachboden gesessen, Gänsefederkiele geschnitzt und Königsblaue Tinte gekocht. Zu heiß war mir das Thema zu unserem nun etwas länger her liegenden 3. Simson-Treffen. Wer wie ich als kleiner Tierfreund jaharrrrarelang (selbst beim schreiben dieser Zeilen überstürzt sich mein Gaumensegel und lässt die Stimmer vibrieren) mit der Natur im Einklingklang gelebt hat, ist nun in seinem durch den Bauernregelkalender geprägten Biorhythmus zu tiefst erschüttert worden.
Mitten in der Brunft- und Gebährungszeit der Zugvögel, flogen sie zu dutzenden, zu hunderten (ach ich untertreibe ja immer noch) zu abertausenden in das kleine brandenburgische Wehrdorf Netzen ein. Schwalben, Stare, Habichte, Sperber, Kampfmeisen, Essig-flieger …… ich konnte sie gar nicht alle erkennungsmäßig behandeln. Mir gingen bereits nach 30 Minuten die Ringe aus, um jeden Vogel sauber markieren zu können. An diesem Tag hatten auf jeden Fall viele Zugvögel die Arbeiten am heimischen Nest eingestellt und sind dem Ruf der Wildnis gefolgt. Was treibt die Vögel an entgegen gewohnter Wanderzeiten sich auf den Weg zu machen? Horste bleiben unbewohnt, Schwalbennester errichten Brutpaare nur noch in Leichtbauweise, um schneller die Eier ablegen zu können, in Brutkolonien sieht man immer öfter das Schild „Beat & Brakfest“. Kann das alles der Klimawandel sein? Scheint die Sonne zu stark und bewirkt im Vogelköpfchen eine biologische Kernschmelze? Sind es gar die Atomtests der Nordkoreaner, die die innere Uhr der Vögel aus dem Rhythmus bringt? Oder ist es der genveränderte Biomais, welcher die kleinen Körper in Unwucht bringt? Alles Fragen, die man so nicht beantworten kann. Ich behaupte mal eher, es war einfach die Sehnsucht der Massen, welche sich einmal im Jahr an einem Sammelpunkt treffen, um gemeinsam die Zweitaktöl geschwängerte Luft zu genießen, um dabei in einen Rausch der Erinnerungen längst vergangener Tage zu verfallen.
Eins steht fest, sie kamen in Scharen!
Ehrfürchtig ziehe ich meine Hut vor den Mitgliedern der Isolatoren aus Netzen. Es war zwar erst das dritte Treffen, aber es wurde viel geboten. Es gab gut gekühlte Hopfenkaltschale, eine riesen Auswahl an Kuchenvariationen (an dem Wochenende ist so manch einem eine neue Bauchrolle gewachsen), der Grill war angeworfen, die Sau drehte sich Pigmente haschend am Spieß, Hüpfburg und Fahrsimulator begeisterten die Jungend und so manch einer versuchte sich am Hindernisparcours.
Selbst die fliegenden Händler aus dem thüringischen Kammgebirge (isch glob dit sächt man dort so) hatten sich bei dem Treffen eingefunden. Es wurde gefeilscht, gehandelt und besch……. ach ja, besiegelt.
Was Petrus im letzten Jahr mit Regen vermiest hatte, hatte Sol (nordische Sonnengöttin) in diesem Jahr wieder wettgemacht. Die Sonne lachte, die Besucher freuten sich und es war ein Treffen der guten Laune.
Auch in diesem Jahr moderierte wieder Frank Niewar und begeisterte mit seinem Fundus am technischen Fahrzeugwissen. Preise wurden ausgelobt für das „beste Original“, den „besten Aufbau“, das „schrägste Gespann“ und das „leistungsstärkste Gefährt“. Wenn auch für den einen oder anderen der materielle Wert der Preise gering erschien, so ist doch der ideelle Wert unbezahlbar. Eine handsignierte Packung tschechische Oblaten von Karel Gott, von unseren ungarischen Freunden eine echte Esel-Slami, die Simson Freunde aus Kassel stifteten einen Kassler Braten und von unschätzbarem Wert ist doch die gute alte DDR-Plaste-Eierdose mit integriertem Salzstreuer (ein Utensil, was früher jeder Jungpionier im Campingbeutel hatte). Wenn man heute der westlichen Propaganda glauben soll, waren selbst die Jungpioniere schon zu Kampfmaschinen ausgebildet und vermutlich verwechselte man die hart gekochten Eier mit Eierhandgranaten. Solch ein Quatsch. Es gab einfach in der DDR keine weich gekochten Eier. Der Topp wurde auf die alte Kochmaschine gestellt, das Wasser waberte, die Eier tanzten und Mutti ging nebenbei in den Stall und melkte morgens schnell die 6 Kühe und erledigte pflichtbewusst ihre Hausarbeit. Das ging nun einmal nicht unter 8 Minuten. Jeder hatte seine Aufgaben. Der Vater war für die Wahrung des Friedens (Hausfriedens) zuständig. Darum war es manchmal besser er blieb noch im Bett, um nicht morgens dem fleißigen Weibe im Wege zu stehen. Alles hatte seine Ordnung, alles.
Huch, wie bekomm ich jetzt die lürische Kurve zum Hartcorekonzert am Abend!!?
Wenn des Nachtens sich die Sonne senkt,
der Mond müde in den Seilen hängt,
auf der Bühne der Drummer auf Schlagzeug drummt,
dann ist das Dystom P….ppppppppppppp
Im Rahmen des Kulturbeitrags gaben sich die Band`s Tor 11 und Dystum P die Ehre.
Es wurde nicht nur um den stärksten Sound, um die schärfsten Fan`s gebuhlt, nein, es wurde aufgedreht, so dass die Sicherungen fassungslos waren.
Kurz gesagt, die musikalischen Beiträge waren der Hammer.
Am Sonntag!
Die Sonne tauchte verkatert am Himmel empor und man mag es kaum glauben, aber der Platz füllte sich geschwind. Entgegen normaler mitteleuropäischer Ernährungsgewohnheiten und allem veganen Quatsch zum Trotz, es wurde ab früh`s Bier gezapft, die Bratwürschte flogen über den Tresen und die Gefährte traten an zur gemeinsamen Ausfahrt.
Ich kann die Ausfahrt nicht anders beschreiben ohne dieses Wort aus dem jugendlichen Sprachgebrauch zu verwenden, es war geil!
Wer bis zu dem Tage Atembeschwerden hatte, kann nun wieder befreit husten. Der unendlich erscheinende Wurm an Wandervögeln zog durch die Straßen und hinterließ eine blaue Wolke der Erinnerung. Was wurden die Gefährte bestaunt, bejubelt und gefeiert. Für viele ist es doch immer wieder ein Augenblick der Erinnerung an die glückliche Jugendzeit. Als wir Tage lang durch unser großes, kleines Land zur Ostsee fuhren. Wie oft hatte man sich den Knöchel am Auspuff verbannt oder das Moped geschoben, weil wieder ein „Popel“ die Zündkerze blockierte. Oder die Verfolgungsjagden mit dem ABV, der die Lausbengel mal wieder beim Rauchen erwischt hatte. Es gibt so viel zu berichten und heute schmunzelt man doch über so manchen jugendlichen Blödsinn.
Ich muss jetzt aufhören, sonst neige ich dazu Teile aus meiner Autobiographie zu zitieren, wo ich mir aber nicht sicher bin ob das schon verjährt ist.
Es bleibt mir nur eines zu sagen, habt Dank für dieses großartige Treffen der Wandervögel!
Für alle Interessierten, merkt euch bereits den Termin 22.-23.06.2019!
An diesem Wochenende bietet das kleine Dörfchen Netzen wieder allen Wandervögeln einen sicheren Horst! Für alle die auch gern wandern und v…, im kommenden Jahr laden wir alle Zweiräder zum 4. Simson- und Ost-Zweiradtreffen recht herzlich ein.
Nun aber auf, die Schwalbe gesattelt und ins Horn gestoßen,
auf zu neuen Erlebnissen!
Euer kleiner Tierfreund
1. Tag - Samstag - 30.06.2018
2. Tag - Sonntag - 01.07.2018