Hallo liebe Freunde des Zweitaktsounds.
Heute möchte ich von unserm Besuch beim 22. SR2 Treffen in Kürbitz berichten und wie der Titel schon erahnen lässt, es war richtig, aber so ganz richtig heiß!!!
In einer Bierlaune beschlossen, fuhren wir am Freitag früh nach Kürbitz. Ok, ich muss hier eines schon mal klar stellen. Ich wurde unter dem Vorwand auf ein Wochenendbier in die Polsterschänke gelockt, wo man mich mit dem Vorschlag überrumpelte. Aber ok, zugesagt, war zugesagt und ich hab es nicht bereut.
Die Anreise war schon ein kleines Abenteuer, werden doch gefühlt gerade alle Autobahnen in Deutschland aufgerissen. Man möchte fast meinen beim letzten 5 Jahresplan hat einer geschlafen und es erfolgte eine Zementüberproduktion, die jetzt verbaut werden muss. Das Kind hat auch einen Namen „BETONKREBS“! Was für ein Quatsch! 28 Jahre lang stand eine Mauer um unsere kleine Republik, eine Betonmauer! Und? Da gab`s keinen Betonkrebs! Umgeschubst haben wir die! Heute, 25 Jahre nach der Wende, zerfrisst sich der so zuverlässige Baustoff. Da stimmt doch was nicht oder? Wenn da mal nicht die Baumafia dahinter steckt.
Nun gut. Im Vogtland angekommen, fuhren wir in den landschaftlichen Kessel, in dem das kleine Dorf Kürbitz liegt. Kürbitz, ein Kleinod altdeutscher Dörfer, wo die Feldsteinkirche noch im Dorfe steht.
Wir schlugen auf dem Campingplatz unser Lager auf und hissten die Vereinsfahne. Schnell ergaben sich interessante Gespräche, soweit man dem Dialekt folgen konnte. Es ist halt schwer für ein Brandenburger Urgestein diesen tiefen brubbeligen Ton der Vogtländer zu verstehen. Schwierig war auch die Verpflegungsaufnahme! Sagt der Brandenburger – Bratwurscht, so bezeichnet der Vogtländer dieses als Roster. Das Wort Roster bekommt dabei in der Lautschrift 15 O`s und es hört sich so an, als ob einem krähenden Hahn die Luft abgeschnürt wird. Ich sag euch, ratz fatz sind wir nur noch auf Bier umgestiegen.
Am Sonnabend ging es in die heiße Vorbereitungsphase. Der Campingplatz wurde durchforstet um eventuelle Konkurrenz auszuspähen. Es waren auch viele Tüftler dabei, welche dem SR2 zwei Zylinder verpflanzt haben oder gar mit Kettensägenmotoren antrieben. Der vermeintlichen Kreativität sind halt keine Grenzen gesetzt. Es gab aber auch wahre Schmuckstücke vor Ort, wo man selbst als Laie staunte, sahen die „Esser“ doch wie frisch aus dem Laden aus. Aber auch andere Raritäten waren zu sehen, so auch ein „Kugelporsche“, RT`s, Wartburg 353 oder B 1000 seien hier genannt.
Ich unternahm mit meinem Schwälbchen noch eine Rundfahrt durch das vogtländische Umland. Es war einfach herrlich, dieser idyllische Landstrich und ab durch die Stadt Plauen. Zur Geschichte Plauens möchte und kann ich hier gar nicht so weit ausholen, sonst würde ich hier ein Buch schreiben. Aber eins hat Plauen sehr berühmt gemacht und das ist die Plauener Spitze. Zu DDR Zeiten der Exportschlager schlechthin. Darum kann man getrost die Straße nach Plauen auch als die Seidenstraße des Ostens nennen. Diese Straßen befuhren auch Jan und Tini bei ihrem Besuch in Plauen. Wer kennt sie noch, diese zwei Puppenfiguren, die in ihrem Tretauto die DDR bereisten und Land und Leute vorstellten. Vielleicht sind die Straßen um Plauen auch als Drehkulisse für diese Serie gebaut worden, denn breit sind sie nun wirklich nicht. So zog auch ganz schnell eine Autokolonne hinter mir her und Schwälbchen hatte zu tun Fahrt aufzunehmen. Eigentlich hätte man in Plauen auch eine super Kulisse um die Kesselschlacht von Stalingrad nachzudrehen. Denn Plauen liegt wirklich in einem Kessel und es gibt nur wenige Straßen die hinein und raus führen. Was für eine Quälerei für Mensch und Maschine. Jan und Tini, auch wenn es Puppen waren, die mussten sich ja in ihrem Tretautochen Blasen gestrampelt haben. Was macht man nicht alles für gute Einschaltquoten. Was aber früher auch egal war, bei DDR 1 und DDR 2 ging es im schlimmsten Fall 50% zu 50% Prozent aus. Vertraut man den Angaben der Aktuellen Kamera, hatten beide Sender zeitgleich 143% Zuschauer. Das müsste dann nach Adam und Riese eine Bevölkerung von 45 Millionen und 780 Tausend Staatsbürgern ausmachen. Kann eigentlich auch stimmen, waren doch viele in Doppelfunktion am Schaffen, offiziell und inoffiziell! Da hat uns wieder einmal die hohe Kunst der sozialistischen Statistik ein Schnäppchen geschlagen.
Am Abend ging es dann auf zum „Goldenen Löwen“ und dem abendlichen Kulturprogramm. Ich kann einfach nur sagen „Hut ab“, das war super organisiert und es war Stimmung im Zelt. Waaaaahhhhhnnnnnsin! Der Höhepunkt des Abends, mancher hatte dann auch seinen Höhepunkt, Stefanie Hertel! Das eins kleine vogtländische Mädchen, die ihren ersten großen Auftritt beim Oberhofer Bauernmarkt hatte. Der Oberhofer Bauernmarkt war die ostdeutsche Antwort auf Karl Moik und sein Musikantenstadel, sowie Henz Schenk und sein Blauer Bock. Die Wessis brauchten halt zwei Unterhaltungsprogramme um alles zu verstehen. Aber Stefanie, was ist die groß geworden und diese Stimme und erst recht diese zwei großen Augen! Ab da wurde auf Tischen und Bänken getanzt! Als dann zum Schluss noch die Partyband „Surprise“ die Massen zum Kochen brachte, war alles zu spät. Die Stimme war weg, unser Singel R. avancierte zum Loverboy des Abends und eroberte die Herzen der Damenwelt. Es war einfach eine irre Party!
Den Sonntag, den Tag der Ausfahrt, möchte ich nur kurz zusammenfassen. Ich habe so etwas noch nicht gesehen. Offizielle Zahlen liegen noch nicht vor aber es müssen über 1.200 „Esser“ am Start gewesen sein. Die Straßen im Ort waren verstopft und erst die Abgaswolke, blauer Nebel in ganz Kürbitz. Ruppi und Tim waren mit am Start und haben das Spektakel direkt erlebt. Wir hatten uns eine guten Platz ergattert und schauten uns die Vorbeifahrenden Gefährte an. Ein Bisschen war es wie auf der Karl-Marx-Allee in Berlin, die Leute jubelten den Fahrern und Fahrerinnen zu, und man hatte das Gefühl auf einer Parade zu sein. Ein Spitzenprodukt (eine kleine Wortspielerei in Bezug auf die Spitze sei mir gestattet) erlebt hier seine Renaissance. Der Auspuff knatterte, der Werkzeugkasten klapperte und die Hupe quakte. Schön!
Doch alles hat sein Ende und so mussten wir die Heimreise wieder antreten. Hätten wir geahnt, dass wir die Fahrtzeit vom Freitag noch toppen, wir wären zum Dorfarzt gegangen und hätten uns für Montag einen gelben Schein geholt, mit Verdacht auf eine Zweitacktölunverträglichkeit. Von Stau zu Stau hangelten wir uns gen Heimat. Zum Glück gibt es diese westlichen Kommunikationsmittel, kurz Handy genannt, damit man unterwegs in Kontakt bleibt. Gegen 22:30 Uhr war ich als letzter zu Hause. Schnell noch die Kühe gemolken, die letzten Eier aus den Nestern geholt und die Schweine versorgt, dann ging es ab ins Bett.
Für das kommende Jahr ist der Besuch beim 23. SR2 Treffen fest vorgemerkt. Unserm Singel R. geben wir dahin noch ein paar wertvolle Tipps wie man(n) Frauen dauerhaft erobert, denn für 2018 brauchen wir noch eine Hochzeit!!!
Wie geht noch einmal das Lied?
Alle Jahre wieder,
kommt Amors Feil,
in das Herz`l nieder
und setzt Glückshormone frei!
Ja ok, eigentlich ist es ein Weihnachtslied und ich hab es etwas umgedichtet!
Nun sag ich aber Schluss und nach vogtländer Sitte Servusss!
Euer kleiner Tierfreund